29
Apr
2007

für eine säkulare türkei

was soll ich jetzt davon halten? ich finde es toll, dass in der türkei heute hundert tausende auf die straße gegangen sind, um für den erhalt der trennung von staat und religion zu demonstrieren. ich finde es auch toll, dass auch die militärs ihre treue zur verfassung bekunden. aber mit putsch drohen? das klingt reichlich unangenehm. hätten die bürger der türkei nicht besser einfach gescheite leute gewählt, als gerade die herren erdogan und gül? ach, warum muss immer alles so kompliziert sein? oder verstehe ich mal wieder zu vieles nicht richtig?

hline

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Manuel (Gast) - 7. Mai, 10:31

hmmm...

Bin natürlich auch nur "medial" informiert und so will ich meine wahrscheinlich sehr unzureichenden Ergebnisse zusammenfassen.

Erdogan und Gül wird islamischer Fundamentalismus vorgeworfen, nach meinem Kenntnissstand steht der Beweis hierfür aber noch aus, allein die Tatsache, dass beide aus einem Konservativ-Islamischen umfeld kommen reicht für den Vorwurf sie streben einen islamischen Gottesstaat an nicht aus. Wir sollten generell im Westen einmal unserem Sprachgebrauch überdenken, der unterschied zwischen Islamisch-Konservativ und Islamisch-Fundamentalistisch ist mindestens so groß wie der zwischen CDU und NPD, hier finden völlig unzulässige Vermischungen statt die letztlich nur zu einer völlig ungesunden Islamophobie führen.

Einige Punkte sollte man bedenken:

1. Die Regierung Erdogan hat mehr demokratische Reformen durchgesetzt als jede andere Regierung vorher.
2. Viele zwingend (im Sinne eines EU-Beitritts) notwendige Reformen stehen noch aus- verbesserung der Pressefreiheit, Abschaffung des Straftatbestandes "Beleidigung des Türkentums", Anerkennung Zyperns, eine Eingeständniss des Völkermordes an der armenischen Minderheit.
3. Teile der Opposition, die ja häufig als die "Guten" dargestellt werden werfen der regierung Erdogan jetzt schon Verrat der türkei an die EU vor. Was mich mehr als bedenklich stimmt ist die enge Bindung der Opposition an das Militär. Das Militär ist die größte Bremse eines EU-Beitritts der Türkei, weil sie am meisten zu verlieren hätten. Insofern frage ich mich ( das ist wirklich ein Frage und keine Bahauptung) Ist der Vorwurf des islamischen Fundamentalismus gegenüber Erdogan und Gül wirklich berechtigt, oder benutzt das Militär diesen Vorwurf, um Ihre eigene Macht zu festigen und einen EU-Beitritt der Türkei zu topedieren?

So viel Fragen....

Manuel (Gast) - 7. Mai, 13:21

Nachtrag

Mit der Forderung nach einer vollständigen Säkularisierung der Türkei im Zuge eines EU-Beitritts wäre ich übrigens vorsichtig. Viele Staaten der EU haben eine gewisse Durchmischung des Staates mit der jeweiligen Religion, unter anderem auch Deutschland.
Die Forderung nach einer völligen Säkularisierung der Türkei hätte mit Sicherheit die forderung einer völligen Säkularisierung aller Mitgliedsstaaten zur Folge.

Egal wie man dazu steht:
Die Religion ist in vielen Ländern fester Bestandteil der staatlichen Traditionen, der Versuch diese abzuschaffen würde zu riesigen Problemen wenn nicht zum ende des europäischen Vereinigungvsprozessen zur Folge.

Chinaski - 11. Mai, 21:30

Die herrschenden Strukturen und die Mentalitäten der türkischen Gesellschaft kann man ganz einfach nicht an Mitteleuropäische Standards messen. Wenn man es von aussen betrachtet dann hört sich das alles sehr undemokratisch an was die Armee macht. Aber die Medaille hat auch eine kehrseite. Ohne die türkische Armee wäre die Türkei heute die rückständigste islamische Land der Region. In der Türkei kannst du die demokratie nicht sich selbst überlassen, dort und bei der agressiven Mentalität der Menschen musst du -so schlimm wie es sich anhören mag- die Leute zu ihrem Glück zwingen, sei es dadurch dass du die Panzer anrollen lässt. Ich finde es sogar sehr Bemerkenswert dass die türkische Armee, seit dem Tod Atatürks, sich konsequent und unbestechlich an der einst geleisteten Treueschwur hält die Laizismus mit allen Mitteln zu verteidigen. Jeder Türke weiss dass er sich mit jeden anlegen kann nur nicht mit der Armee und der Staatspräsident ist davon nicht ausgeschlossen. Auch er weisst dass er ohne wohlwollen der Armee schneller weg ist als er gekommen ist. Die Frage ist nur: Wie lange kann die Armee diesen Weg gehen wenn die Anzahl der islamisten immer grösser wird?

Manuel (Gast) - 14. Mai, 09:58

Wie gesagt, ich kanne die inneren Strukturen der Türkei zu wenig um mir darüber ein wirklich objektives Urteil bilden zu können.

Ich mache mir bei dem großen Einfluss der Armee in der Türkei nur große Sorgen bezüglich eines EU-Beitritts der Türkei. Ich beführworte einen solchen beitritt sehr, die Türkei könnte eine wichtige Rolle einnehmen bezüglich des Dialogs des "Westens" mit den Staaten des nahen und mittleren Ostens.
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die EU einem solchen Beitritt zustimmt solange die Armee einen solch großen Einfluss hat.

Wenn ich das zugrund lege was du geschrieben hast ergibt sich eine ziemliche Zwickmühle- auf der einen Seite würde eine Einschränkung der Macht der Armee die "Islamisten" stärken (was mit Sicherheit den EU-Beitritt auch nicht vereinfachen würde), auf der anderen Seite macht genau die Stärke der Armee einen Beitritt sehr schwierig.

Hab mom keine Ahnung wie sich das lösen lässt.

Hilfreich wäre es in jedem Fall wenn sich die EU mal laut zu der grundsätzlichen Bereitschaft die Türkei aufzunehmen bekennen würde und dieses gelaber von einer "priviligierten Partnerschaft" endlich aufhören würde- ich fürchte fatale Konsequenzen für die Demokratie in der Türkei, wenn wir Ihnen die Tür zu Europa zuschalgen.
darkrond - 17. Mai, 20:17

die eu hat bereits vor mehr als zehn jahren klar beschlossen, dass die türkei beitreten kann, wenn sie die "kopenhagener kriterien" erfüllt. das bleibt aber weiterhin makulatur, weil eine vollmitgliedschadft der türkei das machtgefüge in der eu kräftig durcheinander wirbeln würde, stünden ihr als bevölkerungsreichstem mitgliedsstaat doch die größte anzahl an eu-parlamentariern, zwei eu-kommisare etc zu. dass gerade die großen eu-staaten wie deutschland, frankreich oder auch spanien daran kein interesse haben, scheint mit offensichtlich. (bei staaten wie rumänien, polen, slowakei haben die demokatiedefizite, insbesondere bei der frage der rechte von minderheiten, ja auch keine wirkliche rolle gespielt.)
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