zur zeit radelt bekanntlich das peloton der tour de france durch unser schönes nachbarland. und bekanntlich ist das thema doping das beherrschende thema der diesjährigen tour. ist ja auch genug vorgefallen. sinkewitz, winokurow, rasmussen und co sind in allen gazetten ausführlich diskutiert worden. in diesem zusammenhang recht spannend finde ich eine umfrage, die der
tagesspiegel aktuell unter seinen online-lesern durchführt:
überraschend finde ich, dass gut 45 prozent der meinung sind, dass ein härteres vorgehen gegen doping nicht angezeigt ist. da hätte ich im rahmen der gegenwärtigen anti-doping-hysterie weniger erwartet. nun, man mag die gegner eines härteren vorgehens als defätisten abtun, die bloß nicht genug eier in der hose haben, um es den bösen dopern mal so richtig zu zeigen. so eine meinung überzeugt mich aber schon bei schäuble und seiner "
stasi 2.0" nicht recht.
ich hab mich von daher mal ein bisschen umgesehen, was eigentlich unter doping zu verstehen ist. der einfachheit halber hier mal bloß die definition, wie sie
wikipedia bringt:
"Unter Doping versteht man die Einnahme von Substanzen oder die Nutzung unerlaubter Methoden wie Blutdoping zum Zweck der Leistungssteigerung."
die substanzen und methoden werden von den jeweiligen verbänden in "doping-listen" aufgeführt. nunja, die einnahme von substanzen zum zwecke der leistungssteigerung kennt jeder von uns, der schonmal einen morgenkaffee getrunken hat, um besser wach zu werden. so gesehen sind wir alle doper. wer kennt schließlich nicht den spruch von arbeitskollegen: "wie siehst du denn aus heute? hast du keinen kaffee getrunken?"
aber darum geht es mir weniger. mir geht es eher um die frage, wo eigentlich doping anfängt. da ist z.b. die auffällig hohe zahl von "asthmatikern" unter radfahrern und schwimmern. die diagnose "asthma" erlaubt es ihren ärzten, ihnen asthmaspray zum zwecke der verbesserten atmung zu geben. ich frage mich da schon, wie es sein kann, dass in dieser gruppe von menschen so viele atemwegserkrankte vorkommen. die frage nach doping liegt da auf der hand.
eigentlich gehört für mich aber auch schon die ernährung der spitzensportler dazu. die haben ja alle ihre ernährungsberater, die ihnen ihre spezielle sportlernahrung vorschreiben. außer weight watchern würde doch niemand auf die idee kommen, sich seine ernährung auf die kalorie genau von jemandem vorschreiben zu lassen. hier führen sich die profis substanzen in form von spezieller nahrung zum zwecke der leistungssteigerung zu. als doping gilt das allerdings nicht. warum eigentlich?
damit komme ich auf eine andere seite des dopings. ich hatte mal eine unterhaltung mit einer ehemaligen olympiasiegerin aus der ddr (sie bat mich um anonymität). diese frau hatte eine ganz eigene sicht auf das thema doping entwickelt. nicht nur, dass sie die spezielle ernährung der sportler als doping bezeichnete. sie machte zudem eine bemerkung, die mich aufhorchen ließ. ihr zufolge sei doping im spitzensport ein notwendiges übel, um gesundheitliche schäden zu vermindern. das hat mich denn doch erstaunt. ihrer aussage zufolge wird einem spitzensportler dermaßen viel abverlangt, dass dessen gesundheit ohne medizinische hilfsmittel sehr schnell ruiniert sei. ihrer meinung nach sei es ohne solche art von unterstützung nicht möglich, eine erfolgreiche leistunssportkarriere ohne größere gesundheitliche schäden zu überstehen. die mit und durch doping auftretenden schädigungen seien in der regel das ergebnis einer nicht ausreichend sachgerechten betreuung seitens der ärzte. ich gebe zu, so hatte ich die sache zuvor nie gesehen.
allerdings gebe ich auch gern zu, dass ich trotzdem nicht weiß, wie ein "richtiges vorgehen" in der frage von doping aussehen soll. ich sehe es da zunächstmal wie die gut 45 prozent. doping wird nicht verschwinden. (die drogenprohibition funktioniert ja auch nicht.) durch den enormen leistungsdruck im profisport werden die sportler und deren "betreuer" immer mittel und wege zum doping finden. eine verschärfung des vorgehens mit mehr verboten, staatsanwälten, polizei, razzien und so weiter wird daran nichts ändern. mit diesen dingen spiegelt die sportwelt lediglich die allgemeine gesellschaftliche entwicklung hin zu mehr überwachung und repression. damit wird zwar die anzahl überführter "dopingsünder" erhöht, aber dennoch bleibt dieses vorgehen oberflächliche symptomdoktorei. gleichzeitig befürchte ich, dass mit der akzeptanz dieses weges auch die akzeptanz von "stasi 2.0" und ihren üblen auswüchsen gesteigert werden kann.
ärgerlicherweise sind die sponsorengelder des profisports meiner meinung nur ein verstärker des dopings. selbst, wenn es "nur" um ruhm und ehre gehen würde, und nicht auch um millionen euro oder dollar, wäre das für viele anreiz genug zu dopen. schließlich ist doping schon für die antiken olympiaden belegt, da halt mit kampfer statt epo, weil der ruhm des siegers als lohnenswertes ziel gesehen wird. ich vermute, dass das einzig wirklich erfolgreiche mittel gegen doping in einer ausschaltung des riesigen hypes um den leistungssport bestehen würde. dann könnte niemand mehr durch sportliche höchstleistungen reich oder ein held oder beides werden. nur ist diese vorstellung weit jenseits des realismus.
darum würde mich am ende dieses beitrages interessieren, wie ihr, liebe leser das seht. kann man wirksam etwas gegen doping tun? soll man überhaupt groß etwas gegen doping tun? wenn ja, warum und was? wenn nein, warum nicht? ich bin gespannt.