15
Nov
2006

psychonummer hartz

gestern abend hatten wir offenen stammtisch der weinheimer linken. zu gast war auch eine frau von mitte/ende vierzig, gelernte hotel- und gaststättenhilfskraft, alleinerziehende mutter, erwerbslos seit sechs jahren. sie erzählte ein bisschen über ihre lage. nicht sehr schön, alles in allem. das frustrierendste aber fand ich, dass sie zugab, nach dutzenden von bewerbungen die hoffnung auf einen job ziemlich verloren zu haben. mittlerweile schicke sie ihre bewerbungen ab mit dem gedanken "das wird ja doch nichts". die lange arbeitslosigkeit und ihr alter sieht sie als größte hinderungsgründe. und außerdem ihre eigene psychische verfassung. wenn sie eine einladung zu einem vorstellungsgespräch bekommen sollte, so meinte sie, habe sie dermaßen viel bammel davor, dass sie inzwischen schiss habe hinzugehen. langzeitarbeitslosigkeit ist offenbar echt eine üble psychonummer, und seit der erfindung von hartz iv ist es noch übler geworden.

hline

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netbitch (Gast) - 15. Nov, 12:13

Das schreib mal unseren tollen ArbeitsmarktpolitikerInnen ins Stammbuch. Ich sah gestern frontal mit Theo Koll, da wurde ein Ehepaar dargestellt, wo der Mann berufsunfähig ist und von Alg 2 lebt, während die Frau einen Teilzeitjob hat. Um in eine Vollzeitstelle vermittelt zu werden, muss sie den kündigen, selbst wenn sie nicht weiß, ob sie eine neue Stelle bekommt, andernfalls wird sie aus der Arbeitsuchenden-Statistk gestrichen und darf nicht vermittelt werden. Als Resultat hat PolitikerInnen, die gefragt wurden, ob das rechtens sei, fanden das alle OK.

NBerlin - 15. Nov, 13:46

Deswegen Grundeinkommen statt HartzIV!

darkrond - 15. Nov, 15:16

da bin ich mit dir einer meinung. andererseits wäre es vielleicht jetzt eine gute gelegenheit, wenn wir uns mal darüber verständigen, was wir jeweils unter grundeinkommen verstehen. da scheint mir bislang keine einigkeit zu herrschen... ;)
NBerlin - 15. Nov, 18:40

Was ein Grundeinkommen ist darüber gibt es nichts zu diskuttieren, ein Einkommen für jeden unabhängig von sozialen Stand. Die Frage die offen blieb war wie hoch ein Grundeinkommen anzusetzten wäre und mit welchen politischen Langzeitziel. Meine erste Variante wäre jeden ein Grundeinkommen in Höhe von HartzIV Bezügen (600-800 EUR) möglich zu machen. Damit würde die Psychofalle Amt/Ämter wegfallen und keine Zwangsbewerbungen oder ABM Massnahmen mehr geben. Ausserdem hätte jeder mehr persönliche Freiheit sein Leben zu gestalten.
Manuel (Gast) - 16. Nov, 17:37

Die Idee eines Grundeinkommens finde ich im Grunde hochinteressant. Die Vorzüge liegen klar auf der Hand:

-Ende der teuren und entwürdigenden Hartz IV Sklaverei
-Ende des riesigen Verwaltungsapperates für Bafög, Rente, Arbeitslosenvers. usw
-soziale Grundsicherung für jedermann
-Wahrscheinliche Erhöhung der Geburtenrate
-Sehr wahrscheinlich als Randerscheinung auch noch einen starkes Aufleben von Kunst und Kultur

Demgegenüber stehen halt etliche Fragen, die aus meiner Sicht schwer zu klären sind:

-Finanzierbarkeit
-Lange und teure Übergangsfristen bei rentnern, schließlich kann manMenschen die sich über 30 Jahre einen Rentensnspruch von sagen wir 1400€ angespart haben nicht mit 800€ abspeisen
- Gefahr von Lohndumping

Ich fürchte hier steckt der Teufel wie so oft noch im Detail, trotzdem eine Idee die es zumindest wert wäre einmal ernsthaft diskutiert zu werden, man kann nur hoffen, dass noch mehr Menschen, die bei den Liberalen und Konservativen ernst genommen werden (wie z.B. der dm-Chef) die Sache mal öfters in den Ring werfen
Graf Zahl (Gast) - 15. Nov, 16:07

Hm. Hab leider bereits auch die Erfahrung in meiner Familie gemacht, dass Arbeitslosigkeit auf die Psyche schlägt und Vorstellungsgespräche nur noch scheitern können. Es ist schwierig, da wieder rauszukommen, und wenn man erstmal Hartz IV - Empfänger ist, hat man den Stempel sowieso. Man betrachte die Medien, in denen die Menschen mit Kategorien wie "Hartz IV - Empfänger" belegt werden. Einzige Lösung scheint hier die Selbstständigkeit, was für viele einfach nicht zu realisieren ist.

Schade, dass die Politik für dieses Thema nicht zu sensibilisieren ist.
(Ausser natürlich der Links-Partei, oder ? ;)) )

Dunkle Grüße,
Graf Zahl

anaximander (Gast) - 15. Nov, 18:13

Grundeinkommen

Leider etwas in Eile, darum nur kurz.
Diskussion und Literatur zum Grundeinkommen

darkrond - 15. Nov, 18:25

oh! vielen dank. ich mag das grundeinkommen auch, bin aber mit herrn straubhaar nicht einer meinung. (seine einfachste achillesferse: von welchem geld sollen die leute die private pflicht-krankenkasse bezahlen, wenn er ihnen nur 600-und-ein-paar-zerquetschte zugestehen will? da wird erwerbslosigkeit trotz seines grundeinkommens existenzbedrohender als es heute mit hartz iv schon der fall ist.)

eine diskussion dazu gibt es auch hier bei mir im blog. (daher der freundliche zaunpfahl für frau nadine. :)
rationalstürmer - 16. Nov, 17:53

Sehr bedrückend. Ich habe gestern mit jemand gearbeitet, der aus dem ALG2 kam und kurzzeitig die Aussicht hatte, dort in wenigen Wochen wieder zu landen, was sich glücklicherweise für ihn noch am selben Tag wieder zerschlagen hat. Der Mann ist allerdings hochcholerisch und - wohl auch deswegen - schwer angeschlagen, so dass es nicht mal so einfach ist, sich eindeutig "auf seine Seite" zu stellen. Seitdem überlege ich, wie und was ich darüber schreiben könnte, ohne ihn bloßzustellen, auch wenn ich weiß, dass er nie und nimmer lesen würde, was ich schreibe. Nachdem ich das da oben gelesen habe, werde ichs vielleicht doch machen.

darkrond - 16. Nov, 19:56

ja, mach. ich denke, sowas geht auch ohne bloßstellen. das hier oben ist aus meiner sicht ja auch sowas. (glaub ich.)
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