why we fight

warum schreibe ich das zu beginn eines textes, den ich eugene jareckis "why we fight" wegen tippe? nunja, ich hab den film gerade gesehen, fühle mich gut informiert, auch in meiner meinung als linker bestätigt. soweit wäre alles bestens, aber jetzt kommt der haken. im gegensatz zu moore fühle ich mich am ende des films nicht heiter und zufrieden. michael moore destilliert in seinem oscar-prämierten "bowling fpr columbine" eine recht einfache lösung. eine kleine gruppe von verdammt reichen und einflussreichen leuten verbreitet kontinuierlich angst unter den menschen. dagegen kommt man an, in dem man sich keine angst machen lässt. ach ja, und mit kleinen anekdoten von kleinen siegen - z.b. der protest gegen den munitionsverkauf bei k-mart - verbreitet er mut und zuversicht, dass der bürger mit zivilcourage etwas gegen den bösen goliath ausrichten kann. das ist cool. das macht laune.
bei eugene jareckis sundance-gewinner "why we fight" bleibt dieses gefühl aus. jarecki will nicht reduzieren, er will differenzieren. ausgehend von der anschiedsrede ike eisenhowers, in der dieser den begriff des "militärisch- industriellen komplexes" prägte, entfaltet "why we fight" die verästelungen eines systems vor dem zuschauer, welches immanent auf krieg aus ist. da tauchen natürlich auch die bekannten gestalten wieder auf: bush, cheney, rumsfeld, wolfowitz. auch der brave new yorker ex-polizist ist mit dabei, der eine bombe mit dem namen seines sohnes versehen ließ. und die firmennamen sind ebenfalls nicht neu: halliburton, lockheed martin, boeing, raytheon. aber im gegensatz zu moores film erscheint der von jarecki letztlich namenloser. die protagonisten werden gezeigt in einem netzwerk, das auf gegenseitigen abhängigkeiten beruht. sie sind deutlich austauschbar in ihrer rollenfunktion. das macht das bedrückende bei jarecki aus.
aus der anlage des filmes ergibt sich das fehlen eines steines der weisen fast von selbst. eugene jarecki will nicht mut machen wie michael moore. es geht ihm weniger um das anstacheln von zivilcourage. jarecki will die analyse der ist-zustandes voranbringen. er will nicht einfach den individuellen widerstand als mögliches allheilmittel preisen. er will den sinn für zusammenhänge schärfen. das ist nicht gerade hübsch und gefällig. aber es ist wichtig und hilfreich.
darkrond - 6. Feb, 02:03
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keramiktelephon - 10. Feb, 18:32
Ich weis nicht aba ich find den michal moore ein wenig anstrengend, außerdem ist er genauso radikal, wie jene gegen die er auftritt, wär ja nicht so schlimm, wenn er sich nicht genau über diese Radikalität so aufregen würde......... das find ich oft irritierend, aba er macht das schon gut was er macht.
trallala..... baba!
trallala..... baba!
darkrond - 10. Feb, 22:09
moore ist ein ami und bedient us-amerikanische seh-gewohnheiten. das mag für uns in europa manchmal etwas anstrengend sein. aber unterhaltsam ist er trotzdem, da geb ich dir recht. allerdings würde ich polemik nicht mit radikalität verwechseln. jareckis analyse ist aus meiner warte weit radikaler als die bei moore. (und macht dabei halt auch nicht so viel spaß. leider.) moore polemisiert vor allem gegen bush. wozu sonst fahrenheit 9/11? aber was wäre, wenn bush verloren hätte? hätte das wirklich viel geändert? wären die system-immanenten faktoren wirklich andere geworden? ich glaube kaum. und genau das kommt bei jarecki viel klarer zum ausdruck als bei moore.
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