Pastore (Gast) - 11. Sep, 09:43

Was sind "Christen"?

Also liebster Darkrond,
abgesehen von den (zugegeben manchmal echt nervigen) Kirchenglocken besteht deine Aufzählung ausschließlich aus Gruppierungen, die irgendwo zwischen Freikirche und Sekte rangieren.
Alle diese Gruppen haben gemeinsam, dass Sie einen unglaublich starken Hang zur aggressiven Mission haben.
Die Adventisten sind seit Jahrhunderten der Überzeugung, dass die Welt demnächst untergehen wird, bis vor wenigen Jahren haben die noch alle möglichen lustigen Daten errechnet wann es denn soweit ist- nur irgendwann wird das unglaubwürdig.
Die Zeugen besitzen erstens die einzig Wahre Bibelübersetzung, zweitens die einzig wahre Theologie und haben drittens nein völligen Ratsch am Kappes (Für eine ausführlichere theologische Betrachtung der Zeugen fehlt hier der Platz nur so viel: Laut den Zeugen haben genau 144.000 (12x12x1000) Menschen die Chance nach dem Weltuntergang "gerettet" zu werden - leider gibt es schon 8.6Mio Zeugen, loht sich also nicht wirklich denen beizutreten)

Die Mormonen glauben an einen gewissen Propheten Joseph Smith der irgendwo im Wald irgendwelche lustigen Platten gefunden haben will und dann "erleuchtet" wurde. Ich habe mich mit Mormonischer Theologie noch nicht intensiv genug beschäftigt um irgendwas intelligentes darüber schreiben zu können außer dem üblichen Kram, den eh schon jeder weiß, aber von allen haben die die aggressivste Missionsstrategie- jeder männliche Mormone muss für 2 Jahre ins Ausland klinken putzen.
Zitat eines wirklich sehr netten amerikanischen Mormonen mit dem ich eine Woche in Salt-Lake City zusammengearbeitet habe: "Not every male mormon has to go. If somebody has physical or mental disease he doesn’t have to." -zu gütig finde ich.

Was ich mit diesen Dingen sagen will ist, dass du dir die radikalsten und aggressivsten Spinner, die sich in der "Szene" so tummeln -von Perversen wie den Scientologen- ganz abgesehen rausgreifst und unter dem Wort "Christen" zusammenfasst. Das ist in etwas so wie ein CSU-ler, der sich über "die Linken" aufregt, für den "links" aber bei der CDA anfängt.
Die großen christlichen Kirchen haben die Mission in ihrer alten Form (Willst du nicht mein Bruder sein hau ich dir den Schädel ein) komplett eingestellt und definieren Mission jetzt komplett anders und deutlich passiver Zit: "Rede nicht von Christus wenn du nicht nach ihm gefragt wirst aber lebe so, dass du gefragt wirst"

Abgesehen davon find ich die vielen Erfahrungen, die die Leuts hier mit dem "Pietkong" gemacht haben echt witzig, da sich so viel mit dem deckt was ich mit diesen verbalinspirierten Selig-vor-sich-hin-Grinsern erlebt habe- nur die Spinner aus der kath. Ecke genannt "opus dei" hab ich noch nicht kennen gelernt. (muss aber auch nicht sein).

Es passt voll ins Bild, dass die deinen Kommentar im Blog gelöscht haben - sonderlich kritikfähig habe ich die nie erlebt.

Fazit: Wir "Christen" sind nicht alle bekloppt aber fürchtet die Frommen

darkrond - 11. Sep, 15:29

ach, pastore-schatzi,

spiel mir das lied vom guten christen - bösen christen. und die amtlichen christen sind natürlich seit der späten renaissance alle gaaaanz lieb und fromm geworden. und so aufdringlich, wie die kleinstgruppen-christen (nennen wir sie einfach k-gruppen-christen *harhar*) muss der brave amtschrist von heute gar nicht sein. und wir erinnern auch gar nicht daran, dass das nicht stimmt. nur, wer einer geligionsgemeinschaft angehört, die:
  • ihre mitgliedsbeiträge vom staat erhoben bekommt,
  • in rundfunkbeiräten sitzt und so das öffentlich- rechtliche fernsehprogramm mitbestimmt,
  • ihre doktrin in staatlich finanzierten schulen von staatlich finanzierten verbeamteten lehrern den kindern in die köpfe lehren kann,
  • immobilien in jedem kleinen dorf sein eigen nennt und damit regelmäßig einen heidenlärm machen darf, ohne angezeigt werden zu dürfen,
  • ein medienimperium mit verlagen, zeitungen und sogar computerfirmen ;-) ihr eigen nennt,
der kann sich gern mal fein zurücklehnen, und behaupten, doch überhaupt nicht aufdringlich zu sein. denn dieser amtskirchenchrist kriegt schon überhaupt nicht mehr mit, dass aufdringlichkeit nicht nur darin besteht, auf der straße dümmliche hasspredigten zu halten. nur spielt die amtliche aufdringlichkeit halt in einer ganz anderen liga. danke. nein.
sternennetz (Gast) - 11. Sep, 15:41

Sehr vererhter Priester - oder auch Pastore, sowie
geschätzter darkrond,

seid bedankt für solch gesittete und faktenbezogene Diskussion.
Nur noch ein Gedanke, auch wenn ich im Unterricht von Religion hören kann, und auch großkirchlich-christliche Medien in größeren Mengen finde, habe ich immer noch eine Wahl sie anzusehen und deren Meinung anzunehmen - genau wie bei Werbung von Boss, CK, BMW, Tena ;-) und anderen Produkten (hier bedanke ich mich auch noch bei heidelbär und pollon) - wie es in einer proftiorientierten Informationsgesellschaft halt ist.
Und für mich ist es halt wirklich ein anderes Niveau, ob man es einem ermöglicht Meinung anderer Leute zu erfahren, oder ob man sie aufgedrängt bekommt.
darkrond - 11. Sep, 15:53

nun, liebes sternennetz,

dann sattel ich gern noch einen drauf. es gibt orte und gegenden in deutschland, wo die amtskirchen mit ihren vorfeldorganisationen caritas und diakonie sich ein quasi-monopol in der versorgung mit kindergärten, altenheimen und pflegediensten erarbeitet haben. sicher, das liegt zum großen teil am versagen des staates in diesen bereichen, zumal er ja trotzdem einen guten anteil an der finazierung dieser kirchlichen einrichtungen hat. aber das bedeutet vor allem, dass hier bereiche geschaffen sind, in denen man um die amtschristen kaum drumrum kommt. und mich nervt das halt.
sternennetz (Gast) - 11. Sep, 16:22

Schon in Ordnung, sollen sie machen, genau daher zahle ich (äh, zahlte ich...;-)))...mal schauen wie ich je wieder dazu komme) Kirchensteuer (...*in ecke hechten und ducken*...;-)...habt mich doch noch lieb).
Und ich habe damit auch keine Probleme, wenn in solchen Bereichen großkirchliche-christliche Strukturen Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen. Ich war auch in einem katholischem Kindergarten - als evangelisches Kind - und ich hatte nicht den Eindruck irgendwie beeinflußt worden oder zu irgendwelchen Dingen gezwungen worden zu sein. Und da hätten solche Kindergärten auch immer mehr Probleme, da immer mehr Nichtchristen als Kinder dorthingehen und deren soziales Umfeld eine Manipulation wohl nur schwer erdulden würde.

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